Harzer Hexenstieg - Wandern im Harz

Schon 1777 war Goethe vom Nationalpark Harz begeistert, was er in seinem Werk „Harzreise im Winter“ festhielt. Auch Heine war so fasziniert, dass er seine Eindrücke 1824 in „Die Harzreise“ verewigte. Um das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands ranken sich viele Mythen und Sagen.

Der Hexen-Stieg hat eine Länge von 94 km, die zurückgelegt werden müssen. Der Wanderer hat die Wahl ob er die Nord- oder Südvariante der 4. Etappe wählt. Der Hexen-Stieg kann von Ost nach West oder West nach Ost gewandert werden. Auch können die Etappenziele individuell variiert werden. Der Wanderweg führt durch Misch- und Nadelwälder, über wunderschöne Bergwiesen und über Klippen und Bäche. Es geht von Osterode nach Thale. Zu den Wandergruppen Sachsen-Anhalt

Erste Etappe: Auf alten Handelswegen - von Osterode zum Bärenbrucher Teich

Die Erste Etappe beginnt mit 11 km. Das hört sich nicht viel an, jedoch sind einige Höhenmeter zu überwinden. Der Hundsche Weg führt aus dem Örtchen Osterode auf die Clausthaler Hochebene. Der historische Pfad wurde bereits vor 700 Jahren, als es im Harz schon den ersten Bergbau gab, für den Erztransport genutzt. Der Wanderweg beginnt in Osterode und führt den Wanderer über Lerbach bis nach Buntenbock. Die Versorgungsstraße führte zur Harzburg, wo täglich Eselkarawanen die Bergleute mit Lebensmitteln versorgten.

Die ersten Höhenmeter überwunden, erreicht man die Köte auf dem Eselsplatz. Hier hat man bereits das erste Mal einen schönen Ausblick über die Landschaft und auf das kleine Städtchen Osterode. Dieser Aussichtspunkt ist ein sehr beliebter Rastplatz. Weiter geht es nach Lerbach. Aufgrund des Bergbaus entstand dieser Ort bereits 1530. Auf dem Weg dahin kann man kleine Zeugnisse der Vergangenheit finden und am Marienblick bietet sich ein wundervoller Ausblick über das Lerbachtal hinweg.

Weiter geht es nach Buntenbock, ein kleines Bergdorf, welches von einigen Bergteichen umgeben ist. Im Sommer bieten diese eine kleine Abkühlung. 2010 wurde die Oberharzer Wasserwirtschaft zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt.

Zweite Etappe: Oberharzer Wasserwirtschaft – Vom Bärenbrucher Teich nach Torfhaus

Wasserfall bei Torfhaus im Harz (© JUREC / pixelio.de)
Wasserfall bei Torfhaus im Harz (© JUREC / pixelio.de)

Da der Harz eine über 1000 Jahre alte Bergbaugeschichte aufweist und dabei das Wasser immer eine große Rolle spielte, ist der zweite Abschnitt der Tour namentlich daran angelehnt. Zu der Oberharzer Wasserwirtschaft gehören die Teiche, Stollen und Gräben aus der Zeit des Bergbaus, als dieser der Region noch Reichtum bescherte. Auf Informationstafeln kann man viel Wissenswertes über die Historie der Wasserwirtschaft erfahren. Der Wanderweg führt am Dammgrabensystem entlang, welches der Wasserversorgung der Grube Dorothea dient. Die Sehenswürdigkeit des Dammgrabensystems ist der Sperberhaier Damm, welcher heute noch benutzt wird.

Der Weg führt also aus dem Bergdorf heraus und vorbei an der Quelle der Innerste, ein kleiner Gebirgsbach. Auf dem Weg zum Polsterberg passiert man die Huttaler Widerwaage und den dazugehörigen Graben. Zum Rasten bietet sich entweder das Polsterberger Hubhaus oder das Dammhaus an. Weiter geht es durch den Wald, vorbei an der Eisenquelle, über die Bergstadt Altenau bis zum Förster-Ludwig-Platz, wo sich ein kleines Päuschen auf der alten Holzbrücke anbietet. Danach steigt der Weg stark an. Man erreicht den Nabentaler Wasserfall, wo sich Nabentaler Graben und Dammgraben treffen. Diese Stelle wird als „Wiege des Dammgrabens“ bezeichnet. Folgt man weiter dem Weg erreicht man Torfhaus. Vorher bietet der Geheimratsplatz die letzte Rastmöglichkeit. Und wieder sind 21 km der Strecke zurückgelegt.

Dritte Etappe: Von Torfhaus nach Königshütte

Ab Torfhaus hat der Wanderer zwei Möglichkeiten den Weg fort zusetzten.

1. Möglichkeit: Auf dem Goetheweg zum Brockengipfel – Von Torfhaus über den Brocken nach Königshütte

Brocken im Harz (© Didi01 / pixelio.de)
Brocken im Harz (© Didi01 / pixelio.de)

Der Weg führt nun 23,5 km durch den Nationalpark Harz. Am Wegesrand sind die Brockenmoore nicht zu übersehen. Die Moore stellen dir ursprünglichste Landschaft im Oberharz dar, und bilden somit den Lebensraum für viele gefährdete Pflanzen- und Tierarten. Im Torfhausmoor gibt es Pflanzen, die bereits die Eiszeit überstanden haben, wie z.B. die Zwergbirke und die Schlammsegge. Am Torfhaus bilden Moose einen bis zu 5 m dicken Rasenteppich. Bei viel Feuchtigkeit wachsen diese Moose in die Höhe, wobei die unteren Schichten absterben und somit Torf bilden. Das Örtchen Torfhaus wurde 1713 gegründet. Zu dieser Zeit begann man in den Harzmooren Torf abzubauen.

Goethe begann hier 1777 seine erste Brockenbesteigung. Er ließ seine Eindrücke des Weges in „Faust“ einfließen. Es geht also den Weg entlang, den auch schon Goethe gegangen ist. Am Quitschenberg vorbei geht es den Abbegraben entlang, welcher ein 1540 m langes Stück des Oberharzer Wasserregals darstellt. Auf diesem Weg verlief 40 Jahre lang die Grenze zwischen DDR und BRD. In der Schutzhütte kann man eine Rast einlegen, bevor es weiter den ehemaligen Grenzverlauf auf dem Kolonnenweg entlang geht. Der Weg führt weiter, entlang an der Brockenbahn, welche zu den Harzer Schmalspurbahnen gehört. Von hier aus kann man den Gipfel des Brockens schon sehen.

Das Goethemoor am Wegesrand ist eine weitere Sehenswürdigkeit und unterliegt absoluten Schutz. Auf dem Gipfel angekommen, kann man bei schönem Wetter den wundervollen Ausblick über den Nationalpark genießen. Hier oben steht das Wolkenhäuschen, welches das erste und lange auch das einzige Gebäude auf dem Brocken war. Es wurde 1736 von Graf Stolberg-Wernigerode als Schutzhütte erbaut. Heute befindet sich dort eine umfangreiche Ausstellung zur historischen Entwicklung des Brockens und zu seiner Flora und Fauna. Der Abstieg erfolgt über die Brockenchausee, vorbei am Brockenbett und den Brockenkindern.

Auf dem Glashütterweg geht es weiter hinab bis nach Ahrensklint, an den Schlungklippen vorbei. Zu diesen sollte man einen kleinen Abstecher machen, denn hier hat man einen wunderbaren Ausblick. In der Nähe befindet sich auch die Ruine Glashütte. Wieder zurück auf dem Weg erreicht man den Trudenstein. Auch hier befindet sich eine Klippe, von wo aus man erneut den herrlichen Ausblick genießen kann.

In Drei Annen Hohne angekommen, lohnt sich ein Besuch des Nationalparkhauses. Der Wanderweg führt den Berg hinab am Steinbach entlang, bis man schließlich zum Königshütter Wasserfall gelangt. Der Weg führt direkt zum Tagesziel, dem Bahnhof der Harzer Schmalspurbahn. In Drei Annen Hohnen kann man auch mit der Schmalspurbahn nach Wernigerode fahren und von dort aus nach Königshütte.

2. Möglichkeit: Südliche Brockenumgehung – Von Torfhaus über Braunlage nach Königshütte

Dieser Weg ist fast 10 km länger als der Aufstieg zum Brockengipfel, jedoch sind nicht so viele Höhenmeter zu überwinden. Auch gibt es auf dem Weg viele Gaststätten, die die Möglichkeit bieten wieder zu Kräften zu kommen. Über den Märchenweg gelangt man von Torfhaus bis zum nördlichsten Ufer des Oderteichs, dessen Staudamm eine außergewöhnliche Attraktion der Oberharzer Wasserwirtschaft darstellt. Folgt man dem Weg weiter, geht man am Rehberger Graben entlang, welcher entweder aus Granit gebaut oder direkt in den Stein gehauen wurde.

Den Weg etwas weiter erreicht man den Goetheplatz, wo sich eine Sitzgelegenheit befindet. Hier lädt das Rehberger Grabenhaus zum Erfrischen ein. Nur etwa einen halben Kilometer weiter fließt das Wasser in den Geseher Wasserlauf. Weiter führt der Wanderweg zur Jordanshöhe. Dort befinden sich die riesigen Weideflächen, welche Teil des Wiesenschutzprogramms sind. Bevor man ins Odertal geht, sollte man einen Abstecher nach St. Andreasberg machen. Hier kann man einen Einblick in den Silberbergbau gewinnen.

Im Odertal angekommen und die Oder überquert, gelangt man zum Rinderstall, wo man sich noch einmal für den folgenden Aufstieg stärken kann. Dieser führt zum Silberteich und ist der schwerste Anstieg dieses Abschnittes. Auf dem Weg nach Braunlage überquert man den Kaiserweg, wo sich Oder und Warme Bode trennen. Ein kleiner Abstecher nach Wurmberg ist sehr zu empfehlen. Weiter geht es zur Verlobungswiese und zum Glashütterweg. Die Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bildet das Bremketal, welches bis 1990 die Grenze zwischen der DDR und der BRD darstellte. Heute erinnert ein Denkmal an diese Zeit.

Ein Stück weiter den Weg entlang, erreicht man das kleine Örtchen Elend. Über eine Brücke gelangt man nach Mandelholz, was heute eine Gaststätte ist. Hier treffen sich die Wormke und die Kalte Bode, wobei man der Wormke flussaufwärts folgt. Man gelangt an einen Querweg, wo man nach links geht und dann auf den Rastplatz am Steinbach trifft. Von hier aus gelangt man in nur kurzer Zeit nach Königshütte.

Vierte Etappe: Von Königshütte nach Altenbrak

Auch ab Königshütte bieten sich dem Wanderer wieder zwei Alternativrouten.

1. Möglichkeit: Alte/Neue Bergregionen – Von Königshütte über Rübeland nach Altenbrak

Die kalte Bode (© Didi01 / pixelio.de)
Die kalte Bode (© Didi01 / pixelio.de)

Dieser Weg ist für Wanderer zu empfehlen, die geologisch und montanhistorisch interessiert sind.

Es geht knapp 24 km von Königshütte zur Eisengießerei Rothehütte. Früher waren die Gebäude einfache Fachwerkhütten, welche im 19. Jahrhundert zu verbesserten Gießereien umgebaut wurden. Auf dem Hexen-Stieg in Königshütte stellen die gußeisernen Säulen ein Industriedenkmal dieser Zeit dar. Weiter geht es zur Königsburg, welche eine Adelsburg im 13. und 14. Jahrhundert war. Hier sind noch sehr gut die Gräben und Wälle zu erkennen. Die Burg diente damals der Sicherheit des Handelsweges zwischen Sachsen und Thüringen. Hier angekommen bietet sich ein wundervoller Ausblick über die Landschaft.An der Königsburg treffen Warme und Kalte Bode aufeinander. Die Kalte Bode verläuft nordöstlich durch tiefe schattige Täler und die Warme Bode fließt südwestlich durch flache Täler. Daher die Namensgebung.

Weiter geht es zur Trogfurther Brücke, welche ungefähr in der Zeit von 900 bis 1100 erbaut wurde. Man gelangt vorbei an den alten Kalksteinwerken nach Susenland. Einige Zeit später befindet man sich bereits auf dem Naturlehrpfad Rübeland, wo man am Hohen Kleef eine wundervolle Aussicht auf Rübeland hat. Der Besuch der Rübeländer Tropfsteinhöhlen ist für historisch Interessierte unumgänglich, denn schon in der Altsteinzeit haben hier Menschen gehaust. Man sollte sich unbedingt den Goethesaal der Baumannshöhle ansehen und den Höhlenbach der mehrstöckigen Hermannshöhle.

Weiter führt der Weg nach Neuwerk, was man schon am zwiebelähnlichen Türmchen erkennt. Im Gebiet um Neuwerk wurde im 16. Jahrhundert roter Marmor abgebaut. Hier existiert ein montanhistorischer Lehrpfad, der mehr Informationen zur Geschichte des Bergbaus in dieser Region bereithält. Vorbei an der Rappbodetalsperre und der Talsperre in Wendefurth, wo das Pumpspeicherwerk sehr empfehlenswert ist, gelangt man schließlich nach Altenbrak.

2. Möglichkeit: Der Köhlerpfad – Von Königshütte über Hasselfelde nach Altenbrak

Der Weg führt über den Köhlerlehrpfad und zum Köhlereimuseum, wo dem Wanderer die Geschichte der Köhlerhandwerker näher gebracht wird.

Auch hier führt der Wanderweg zur Königsburg und später zur Rappbodetalsperre. Auf dem Weg dahin passiert man das Naturschutzgebiet Sautälchen, welches seltene Pflanzen und Wasservögel beherbergt. In der Hagenmühle kann man eine Rast einlegen, bevor es weiter über die Hochflächen des Harzer Mittelgebirges geht. Auf diesem Weg gelangt man zu der Westernstadt Pullmann City II.

Weiter geht es auf dem Köhlerpfad, bis zum Stemberghaus, wo noch heute ein kleiner Familienbetrieb Holzkohle produziert. Hier befindet sich auch das Köhlereimuseum, auf welches eingangs schon hingewiesen wurde. Der Hexen-Stieg führt nun durch Laub- und Kiefernwälder. Später gelangt man zur Schöneburg, wo eine Schutzhütte zu einem kleinen Päuschen einlädt. Von hier aus, kann man das Tagesziel Altenbrak und das Bodetal schon erblicken. Kurz vor Altenbrak befindet sich eine Forellenzuchtanlage, wo man frisch geräucherten Fisch erstehen kann. Und damit endet der Weg nach knapp 24 km.

Fünfte Etappe: Bodetalschlucht – Von Altenbrak nach Thale

Der letzte Tagesabschnitt des Hexenstiegs sind noch einmal knapp 13 km. Zwischen Treseburg und Thale befinden sich Granitfelsen, die das bedeutendste Felsental Deutschlands oberhalb der Alpen darstellen. Dieser Wegabschnitt war noch vor 200 Jahren unbegehbar. Um das Gebiet ranken sich viele Mythen und Sagen. So soll z.B. das Pferd der Brunhilde seinen Abdruck auf der Rosstrappe hinterlassen haben. Der Hexentanzplatz und die Rosstrappe gehören zu den heiligen Stätten unserer germanischen Vorfahren.

Durch den Auenwald erreicht man Treseburg. Hier beginnt der Abstieg in die Bodetalschlucht. Entlang des schmalen Pfades, vorbei an den hohen Granitfelsen, kann man auf Informationstafeln mehr über die Geologie und die Botanik erfahren. Am Bodekessel, der schmalsten Stelle der Bode, wo sich das Wasser tosend überschlägt, befindet sich die Teufelsbrücke. Diese wird überquert um den Rosstrappen-Felsen zu besteigen. Ein kleines Päuschen bietet das Gasthaus Königsruh auf der Jungfernbrücke. Hier bietet sich ein kleiner Abstecher zum Hexentanzplatz an.

Auf dem Hexen-Stieg gelangt man dann nach Thale. Von hier aus kann man mit dem Sessellift zur Rosstrappe oder mit der Kabinenseilbahn zum Hexentanzplatz gelangen. Auf der Ebene des Hexentanzplatzes findet man gastronomische Einrichtungen und einen Tierpark. Dieser Abstecher am Ende des Harzer-Hexen-Stiegs ist sehr empfehlenswert.